Grünes Geld wirkt - GLS Bank
Die deutsche GLS-Bank zieht eine positive Bilanz. Sie warnt aber auch vor Greenwashing, Etikettenschwindel zu Lasten der KundInnen
Vom Südtiroler Weg des Ethical Bankings ein Blick über die Landesgrenzen nordwärts, zur GLS. Die älteste sozial-ökologische Bank in Deutschlands konnte ihr Ergebnis um 15 Prozent, auf ein Geschäftsvolumen von mehr als 10 Milliarden Euro. Die nachhaltige Finanzwirtschaft wirkt, funktioniert, findet Zuspruch.Die GLS-Banker verfolgen kritisch die sogenannte EU-Taxonomie. Dabei geht es darum, Finanzprodukte nach ihrer Nachhaltigkeit zu kategorisieren. Dieser eingeschlagene Weg führt den Finanzsektor in die falsche Richtung, sagt GLS-Vorstandssprecher Thomas Jorberg. In der aktuellen Form ist sie reines Greenwashing, somit unwirksam und letztendlich auch wettbewerbsverzerrend, findet Jorberg. Wenn Thomas Jorberg der EU-Taxonomie eine Note geben müsste, wäre es eine 6.
„Die neue Taxonomie klassifiziert Finanzprodukte und Branchen in „grün“ und nicht-grün. Statt eines überfälligen Mindeststandards für grüne Geldanlagen kam allerdings eher ein Freibrief für Greenwashing heraus – unter anderem gelten nun auch Investitionen in Atom- und Gaskraftwerke unter bestimmten Bedingungen als nachhaltig,“ schüttelt Thomas Jorberg verständnislos seinen Kopf. Denn, beide Technologien sind keine Investitionen in die Zukunft und haben in einer Taxonomie für grüne Geldanlagen nichts verloren.
Echte Nachhaltigkeit
Der GLS-Vorstandssprecher wirbt für echte Nachhaltigkeit, dafür sind laut Jorberg Reformen notwendig. Er spricht sich für einfache und schnelle Genehmigungsverfahren für erneuerbare Energien aus. „Wind auf die Fläche, Photovoltaik auf die Dächer“, damit kann die angestrebte Energiewende beschleunigt werden. Warum gestiegene Energiepreise nicht durch ein bedingtes Energieeinkommen auffangen, fragt Thomas Jorberg den grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck.
Leben und Wirtschaften stehen unter Druck, physische und „transitorische“ Risiken wirken sich laut GLS-Vorstandssprecher Jorberg immer stärker politische Entscheidungen aus. Mit physischen Risiken bezeichnet Jorberg Extremwetterereignisse und deren Folgen, wie Hitze- und Trockenperioden, Überflutungen, Stürme, Hagel, Waldbrände, Lawinen und auch langfristige Veränderungen klimatischer und ökologischer Bedingungen wie schwankende Niederschlagshäufigkeit und -mengen, Wetterunbeständigkeit, Meeresspiegelanstieg, Veränderung von Meeres- und Luftströmungen, Übersäuerung der Ozeane, Anstieg der Durchschnittstemperaturen mit regionalen Extremen.
Zu den „transitorischen Risiken“ zählt Jorberg die Folgen der Umstellung auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft: Die Verteuerung und/oder Verknappung fossiler Energieträger oder die hohen Investitionskosten bei der notwendigen Sanierung von Gebäuden und Anlagen. Die Nachhaltigkeitsrisiken müssen berücksichtigt werden, sagt Thomas Jorgberg.
Bank für Transformation
Laut Jorberg ist die Bank darauf vorbereitet, die GLS ist eine Bank für Transformation, wirbt er für das Geschäftsmodell Krise gestalten und Wirtschaft positiv verändern. Die GLS ist deshalb, so wie Ethical Banking in Südtirol, gemeinsam mit den KundInnen in den Branchen erneuerbare Energien, Ernährung, nachhaltige Wirtschaft, Wohnen, Bildung und Kultur sowie Soziales und Gesundheit aktiv. Leitmotiv, gemeinsam schaffen wir eine lebenswerte Zukunft. Hilfreich findet die GLS ein vertrauenswürdiges EU-Siegel für grüne Geldanlagen, aber ohne Atom und ohne fossiles Erdgas.
Die GLS veröffentlicht einen Nachhaltigkeitsbericht, um ihr Agieren zu belegen, genauso die Folgen und Auswirkungen. Vor drei Jahren beschloss die GLS, das Anlage- und Kreditgeschäft bis 2023 1,5-Grad-kompatibel zu machen. Also in Einklang mit den UN-Klimazielen zu bringen. Würden alle Unternehmen dem GLS-Beispiel folgen, errechnete die Bank, dann könnte die Erderwärmung bis 2050 auf 1,5 Grad begrenzt werden.
In diesem Jahr will sich deshalb die GLS mit ähnlich agierenden Unternehmen stärker in die öffentliche und politische Debatte einmischen.
Die GLS in Zahlen
Mehr als 300.000 KundInnen, davon ein Drittel Genossenschaftsmitglieder, haben der GLS ermöglicht, eine Vielzahl nachhaltiger Wirtschaftsprojekte zu fördern. Das Kreditvolumen beträgt auf 4,5 Milliarden Euro. Die vergebenen Kredite flossen zu 30 Prozent in sozial-ökologisches Wohnen, mehr als 20 Prozent in erneuerbare Energien und 15 Prozent in die nachhaltige Wirtschaft. Zufrieden gibt sich die Bank auch mit dem nachhaltigen Wertpapiergeschäft, nachprüfbar und transparent, betont die GLS. „Diese Hebelwirkung müsste mit den richtigen Rahmenbedingungen vervielfacht werden“, wirbt GLS-Vorständin Aysel Osmanoglu.