Aufbruch in die ökologische Moderne

Ralf Fücks vom Zentrum Liberale Moderne
Die „Denk-Fabrik“ Zentrum für die Liberale Moderne in Berlin drängt auf einen raschen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft. Die öko-soziale Marktwirtschaft ist die Antwort auf den Klimawandel, sagt Ralf Fücks vom Zentrum.
Ralf Fücks bringt es ohne Drumherumgerede auf den Punkt: „Wenn wir relevant bleiben wollen, müssen wir den Aufbruch in die ökologische Moderne wagen“. Ein fortschrittsmüdes und zukunftsängstliches Schrumpfeuropa wird es laut Fücks nicht schaffen, den Klimawandel zu stoppen.
Die globale Erwärmung lässt sich messen, der Verbrauch fossiler Energie ließ die mittlere Temperatur um 1,1 Grad ansteigen. Steigt sie weiter, davor warnen Klimaforscher wie der Meraner Georg Kaser von der Universität Innsbruck, werden die Lebensbedingungen von Millionen Menschen drastisch verändert.
Die Fridays-for-Future-Generation kritisiert als Ursache für den Klimawandel den verschwenderischen Lebensstil, die grenzenlose Mobilität, den permanenten Modenwechsel mit seinem riesigen Textilienverbrauch, das Vergeuden von Ressourcen und das ständige Steigern der Bedürfnisse. Die FfF-Bewegung fordert deshalb einen Öko-Puritanismus ein, Gürtel enger schnallen, kein Fleisch essen, verzichten, Abstinenz.
Es ist begrüßenswert, wenn umweltbewusst gelebt wird, Selbstbeschränkungen auferlegt werden, würdigt Fücks ökologisches Handeln. „Wer aber die Antwort auf den Klimawandel in der freiwilligen oder erzwungenen Einschränkung von Produktion und Konsum sucht, springt nicht nur zu kurz – er schlägt die falsche Richtung ein,“ warnt der ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete Fücks.
Notwendig sind lauf Fücks schnellere und höhere Investitionen für den Umbau des Produktionsapparates, des Energiesystems und der öffentlichen Infrastrukturen. Dieser New Green Deal wird für eine neue ökonomische Dynamik sorgen und für ein umweltfreundliches Wachstum. Entscheidend wird sein, ist Fücks überzeugt, das Wachstum vom Verbrauch von Ressourcen und Natur zu entkoppeln.
Der wissenschaftliche Club of Rome, Bürgerinitiativen, Umweltbewegungen und die Grünen erreichten in den hochtechnologischen Industriegesellschaften ein zaghaftes Umdenken, das zu praktischer Politik wurde. Allein in Deutschland sanken die Treibhausgasemissionen seit 1990 um 40 Prozent, während sich die Wirtschaftsleistung verdoppelte. Fücks sieht vor allem in der Energieeffizienz einen der technisch machbaren Auswege und in den erneuerbaren Energien.
Sich schleunigst von den fossilen Energien verabschieden, erneuerbare Energien großzügig ausbauen, Ressourcen gezielt einsetzen und sparen sowie eine moderne Kreislaufwirtschaft empfiehlt Fücks als Modell für die Zukunft. Eine moderne Kreislaufwirtschaft kippt keinen Reststoff auf die Müllkippe, sondern nutzt ihn. Fücks verweist auf die Kriegswirtschaft im faschistischen Italien. Damals wurde altes Eisen gesammelt, diese Alt-Eisen-Händler gibt es in Italien noch immer.
Fücks wirbt für Kombination von biologischer und technischer Photosynthese: der Umwandlung von Sonnenlicht, Wasser und CO2 in chemische Energie. Keine Illusion, keine Utopie, widerspricht Fücks einem möglichen Vorwurf: „Was die `biologische Fabrik´ der Erde antreibt, muss auch die Energiebasis der technischen Welt werden,“ ist Fücks überzeugt.
Ralf Fücks vom „Zentrum Liberale Moderne“ sieht nicht in einem Masterplan das Instrument, die Wirtschaft ökologisch umzubauen. Die Industriegesellschaften sind zu komplex, als dass ihnen ein Plan übergestülpt werden könnte. Er sieht hingegen im Zusammenspiel zwischen Staat – der aktiv, regulierend und investierend ist – und privater Wirtschaft den Schlüssel zum Erfolg. Es braucht genügend erneuerbare Energie für eine umgebaute Wirtschaft, der Staat muss mit Erleichterungen klimafreundliches Wirtschaften begleiten und unterstützen.
Die öffentliche Hand hat die Kraft, die Entwicklung von klimafreundlichen Schlüsseltechnologien massiv fördern und auch Engpässe im Stromnetz zu beseitigen. Der Staat ist also für den öko-sozialen Rahmen zuständig, der der Marktwirtschaft die Spiel- und Freiräume für ihre Innovationskraft garantiert.
Es führt in die Irre, Zukunfts-Modelle für Energie, Mobilität und Landwirtschaft zu entwerfen. Das ist laut Fücks nur eine Fortschreibung der Gegenwart in die Zukunft. Fücks zitiert eine Studie der Internationalen Energieagentur, die davon ausgeht, dass etwa die Hälfte der nötigen Treibhausgasreduktionen von Innovationen abhängt, die heute noch im Forschungs- und Entwicklungsstadium sind. Darin liegt die große Chance.
Darauf muss eine erfolgreiche Klimapolitik aufbauen, auf ökologische Investitionen und Innovationen, die für Dynamik sorgen. „Sie muss ambitionierte Ziele mit dem Wettbewerb um die besten Lösungen verbinden. Und sie muss Reserven für ökonomische Engpässe einkalkulieren,“ wirbt Fücks für eine moderne Öko-Politik. Kosten, Preise, effizienter als planwirtschaftlicher Vorgaben, ist Fücks überzeugt. Künftig müssen aber auch ökologische Kosten in die Preisbildung mit einbezogen werden. Die Verschmutzung der Luft mit CO2 muss teuer sein, muss kosten, das Verursacherprinzip soll gelten. Wer Kosten verursacht, muss zahlen.
Maßnahmen, die die Grenzen des Nationalstaates sprengen, Maßnahmen, die EU weit ergriffen werden müssen. So müssen Wind- und Solarstrom in einem weiträumigen Verbund erneuerbarer Energien von Skandinavien bis Nordafrika verknüpft werden, für Fücks die Alternative. „Wenn wir relevant bleiben wollen, müssen wir den Aufbruch in die ökologische Moderne wagen,“ sagt Fücks vom Zentrum für Liberale Moderne. Umweltfreundliche, global anschlussfähige Lösungen für die Bedürfnisse einer wachsenden Weltbevölkerung zu entwickeln ist unser wichtigster Beitrag im Kampf gegen den Klima-wandel.
Ralf Fücks ist überzeugt, dass mit einer sozialen und globalen marktwirtschaftlichen Orientierung der Schutz des Klimas beschleunigt auf den Weg gebracht werden kann. Er wirbt dafür, im Dialog Wege und Instrumente ausfindig zu machen, wie die komplexen, global vernetzten Industriegesellschaften in kurzer Zeit klimaneutral umgestalten können. Eine ganze Reihe von VertreterInnen aus Wissenschaft, „Denk-Fabriken“ und Wirtschaft formulierten in einem Strategiepapier eine marktwirtschaftlich, sozial und international ausgerichtete Klimapolitik. Eine öko-soziale Marktwirtschaft ist die Grundlage, schreibt Fücks, um aus der ökologischen Erneuerung der Industriegesellschaft auch eine ökonomische Erfolgsgeschichte zu machen.
Weitere Informationen siehe Terra Institute, die Nachhaltigkeitskonzepte der Südtiroler Landesregierung und über die nachhaltige Stromproduktion des Energieverbandes