Dormizil auf Herbergsuche
Der Anlass
Das Nachtquartier für obdachlose Menschen dormizil in Bozen schließt am 16. April und wird umgebaut: Neun Wohnungen für obdachlose Menschen entstehen. Der Verein housing first bozen EO sucht daher eine neue Struktur für ein Notschlafquartier im Winter 2023/24. Der Immobilien-Aufruf geht an Gebäudeinhaber*innen, Grundbesitzer*innen und Makler*innen.Aufruf
Zwei Winter lang haben über 120 Freiwillige im dormizil in Bozen mehr als 25 wohnungs- und obdachlosen Menschen ein warmes Bett im kalten Winter geschenkt. Der Verein „Housing first bozen EO“ führt das Nachtquartier für obdachlose Menschen gegenüber dem Bozner Busbahnhof seit Herbst 2021. Die Haselsteiner-Familien-Privatstiftung hat das vierstöckige Haus für 30 Jahre kostenlos zur Verfügung gestellt – verbunden mit dem Auftrag, obdachlosen Menschen langfristig Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Nach zwei Wintern als Winternotschlafstätte wird das Haus ab dem heurigen Sommer umgebaut: Neun Kleinwohnungen für langjährig auf der Straße lebende obdachlose Menschen sollen in dem Gebäude in der Rittner Straße 25 entstehen. Das Nachtquartier steht im Winter 2023/24 nicht mehr als Notschlafstätte bereit. Der Verein sucht deshalb im Zentrum von Bozen oder in Zentrumsnähe dringend eine neue Immobilie oder eine Fläche, um obdachlosen Menschen erneut Unterkunft in einem Haus oder in Containern zu geben. Auf weit mehr als 100 Menschen warten sonst wieder eisige Nächte unter Brücken, am Flussufer und auf Parkbänken. Solange Politik und Verwaltung es nicht schaffen, für wohnungslose Menschen in der Landeshauptstadt genügend Schlafplätze zur Verfügung zu stellen, so lange will sich Bozens Zivilgesellschaft im Verein „housing first bozen EO“ einbringen.Obdachlose Menschen haben keine Lobby. Der Erfrierungstod des 19-jährigen Ägypters Mostafa Abdelaziz Mostafa Abouelela im vergangenen Dezember sei nur die Spitze des Eisbergs einer kläglich gescheiterten Politik für wohnungs- und obdachlose Menschen gewesen, sagen die Mitglieder des Vereins „housing first bozen EO“ Magdalena Amonn, Paul Tschigg, Christian Anderlan, Sigrid Bracchetti, Norbert Pescosta, Wolfgang Aumer, Martina Schullian, Verena von Aufschnaiter, Birgit Bragagna Spornberger und Erich Innerbichler. In den Winternächten spielen sich in vielen Orten Südtirols dramatische Szenen ab: Auf der Straße zu überleben habe nichts mit Leben zu tun, sagen die Vereinsmitglieder. Es sei grausam für die Menschen, tagsüber nicht zu wissen, wohin sie abends gehen können, um der Kälte zu entfliehen. Weder bei Tag noch bei Nacht bleibt obdachlosen Frauen und Männern Zeit zum wirklichen Ausruhen oder Erholen. Immer mit einem Auge wach und in ständiger Angst, nicht mehr aufzuwachen, müssen sie ihre Umgebung im Auge behalten. Bei ständiger Kälte einen ruhigen Kopf zu bewahren und klare Gedanken zu fassen, fällt extrem schwer. Daran seien nicht nur die niedrigen Temperaturen schuld: Die Mischung aus Feuchtigkeit, Wind und Einsamkeit macht das Leben obdachloser Menschen zur Qual.
Solange es nicht genug Schlafräume für alle wohnungs- und obdachlosen Menschen in der Landeshauptstadt gibt, will sich der Verein „housing first bozen EO“ für würdige Schlafplätze einsetzen, die Politik aufrütteln und engagierten Freiwilligen die Möglichkeit bieten, sich für Menschen am Rand der Gesellschaft einzubringen. Makler*innen und Gebäudeinhaber*innen, die ein Gebäude oder ein Grundstück für diesen Zweck im Zentrum oder in Zentrumsnähe von Bozen zur Verfügung stellen können, sind gebeten, sich zu melden:
Tel. +39 335 747 0861 oder Mail: support@dormizil.org